Fachtagung zum Strukturwandel im Rheinischen Revier - Berufliche Weiterbildung und Arbeitskräftesicherung

Bonn – Wie gelingt berufliche Qualifizierung in Zeiten des Strukturwandels? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Projektfachtagung der Otto Benecke Stiftung e.V. (OBS) zum Projekt „Qualifizierungsagenten im Rheinischen Revier – Chancen durch Bildung auf der Spur“.
Die Tagung brachte dafür zentrale Akteurinnen und Akteure der Arbeitsagentur, von beruflichen Bildungsträgern, aus der kommunalen Wirtschaftsförderung, aus Unternehmen und Migrantenselbstorganisationen (MSO) zusammen und zeigte eindrucksvoll: Trotz vieler bürokratischer Hürden stecken im Strukturwandel Chancen für eine zukunftsfeste Beschäftigung geringqualifizierter Menschen – doch zur Umsetzung braucht es präzise Kommunikation und einen langen Atem.
Im Fokus der Veranstaltung stand der Erfahrungsaustausch mit Beschäftigten, MSO und Unternehmen: Wie können Beschäftigte ohne Berufsabschluss, viele davon mit Migrationshintergrund, für ihre Qualifizierung gewonnen werden? Welche Zugangswege funktionieren? Und wie gelingt es, Betriebe für die Weiterbildung ihrer Beschäftigten zu gewinnen?

Dr. Lothar Lemper, geschäftsführender Vorsitzender der Otto Benecke Stiftung e.V., betonte in seiner Eröffnungsrede. „Die zentrale humane Frage lautet: Was geschieht mit den Menschen, deren Arbeitsplätze durch den Strukturwandel wegfallen? Unser Projekt will konkrete Antworten geben – durch Qualifizierungsberatung, Weiterbildung und neue Perspektiven.“ Gleichzeitig stellte er klar: „Die Schnelligkeit des strukturellen Wandels ist größer als das Verstehen dieses Wandels. Unsere Aufgabe ist es, die Plausibilität des Wandels zu vermitteln und gemeinsam tragfähige Lösungen zu entwickeln.“
Das OBS-Projekt unterstützt geringqualifizierte Beschäftigte im Rheinischen Revier dabei, ihre beruflichen Chancen nachhaltig zu verbessern. Ziel ist es, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, die über keinen anerkannten Berufsabschluss verfügen, durch individuelle Beratung und passgenaue Weiterbildungsangebote neue Perspektiven zu eröffnen. Die OBS bringt dabei ihre über 60-jährige Erfahrung in der Integrations- und Qualifikationsarbeit ein. Gefördert wird das Projekt vom Land Nordrhein-Westfalen und der Europäischen Union.
Die Tagung beleuchtete verschiedene Erfolgsfaktoren des Projekts:
• Die enge Kooperation mit Migrantenselbstorganisationen als Türöffner zu schwer erreichbaren Zielgruppen.
• Die Zusammenarbeit mit Unternehmen, die bereits erste Weiterbildungsmaßnahmen mit Projektunterstützung umgesetzt haben.
• Die Bedeutung berufsbezogener Sprachförderung für Beschäftigte mit Migrationshintergrund als Voraussetzung für eine erfolgreiche Qualifizierung.


Heinrich Thiel von der Wirtschaftsförderung Grevenbroich fasste die Kernbotschaft zusammen: „Viele Unternehmen sehen den Strukturwandel noch nicht als akut an – deshalb ist es entscheidend, dass Projekte wie dieses dauerhaft sichtbar und ansprechbar sind. Vertrauen entsteht über Zeit und verlässliche Zusammenarbeit.“
Prof. Dr. Rahim Hajji (Hochschule Magdeburg-Stendal) gab einen tieferen Einblick in die Wirksamkeit der Arbeitsmarktförderung insbesondere für migrantische Zielgruppen. Ralf Holtkötter, Arbeitsagentur Brühl, erläuterte das differenzierte Spektrum von Förderinstrumenten für die berufliche Qualifizierung, von denen Unternehmen und Beschäftigte profitieren können. Victor Ostrovsky stellte am Beispiel der von ihm geführten Migrantenorganisation PHOENIX Köln e.V. die konkrete Kooperation mit der OBS dar.
Ein Höhepunkt der Tagung war die Paneldiskussion mit den Geschäftsführern der Unternehmen TV & Solar Hartit, EG Erft Getränkehandel und Humintech GmbH, die im Rheinischen Revier tätig sind. Sie beleuchteten die Hürden auf dem Weg zur Qualifizierung, aber auch die Chancen für Unternehmen, durch Weiterbildung motivierte Beschäftigte zu gewinnen und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Durch die Fachtagung konnten alle Beteiligten relevante Erkenntnisse für die weitere Umsetzung des Projekts gewinnen.
